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Warum eine Selbsthilfegruppe?

Während der Corona-Pandemie haben einige von uns festgestellt, wie wichtig es doch ist, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Der soziale Kontakt spielt bei unserer Gesundheit eine große Rolle.

Warum benötigen wir aber eine Selbsthilfegruppe?

Eine Selbsthilfegruppe bedeutet für jeden Teilnehmer einen Prozess zunehmender Selbsterfahrung und Selbstentwicklung. In einer Selbsthilfegruppe können wichtige Fähigkeiten eingeübt und erlernt werden.

Die Fähigkeit zuzuhören, Kontakte zu schließen, Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse angemessen und angstfrei auszudrücken, die eigene Meinung offen zu äußern, Kritik so zu formulieren, dass sie für andere annehmbar ist, Kritik selbst anzunehmen, Konflikte bewusst durchzustehen, anstatt sie zu verdrängen. Dadurch können Krankheiten, seelische Konflikte oder Lebenskrisen häufig weit besser als zuvor bewältigt und weitergehende Perspektiven für das eigene Leben entwickelt werden.

Durch unsere regelmäßigen Treffen kann die Einsamkeit und Isolation vieler Betroffener abgebaut werden. Wir als Gruppe können in einer Krise so nötigen emotionalen Rückhalt und Geborgenheit vermitteln. Oft entwickeln sich auch über die Gruppentreffen hinaus weitere gemeinsame Aktivitäten und private Kontakte und intensive Freundschaften.

Im Austausch mit Gleichbetroffenen können wir alle erfahren, dass wir mit unseren Sorgen und Problemen keineswegs allein sind und uns damit seelisch entlasten. Die Erfahrungen unter uns Teilnehmern können wie ein Spiegel für die eigene Situation wirken und ermutigen, neue Wege in der eigenen Lebensbewältigung zu gehen.

Der bewusste Umgang mit sich selbst und mit anderen führt dazu, selbstbewusster zu werden. Das bringt echtes Verständnis, Trost und neuen Mut hervor.

Selbsthilfegruppen stärken die Solidarität.

Durch das gesammelte Wissen und den Erfahrungsschatz der Gruppenmitglieder können berufliche Helfer und ihre Angebote (Ärzte, Kliniken, Psychologen, Theraphiemöglichkeiten) gezielter, sachkundiger und auch kritischer genutzt werden.

Der Schritt in eine Selbsthilfegruppe bedeutet neue Wege in der Bewältigung des eigenen Lebens auszuprobieren. Selbsthilfegruppen machen Mut, über die Notwendigkeit und Möglichkeit der eigenen Veränderung nachzudenken, anstatt in der Regel vergeblich darauf zu warten, dass sich die Umgebung ändert. In Selbsthilfegruppen entdecken Menschen einen wichtigen erfolgversprechenden Ansatzpunkt, um ihre Lebenssituation zu verändern, nämlich bei sich selbst und den eigenen eingefahrenen Verhaltensweisen zu beginnen.

Grenzen von Selbsthilfegruppen

Wenn auch in einer Selbsthilfegruppe (gerade in der Anfangsphase) vieles nicht reibungslos läuft und manche Erwartungen nicht so schnell (wie man es sich wünscht oder erhofft) erfüllt werden, sollte man die Flinte nicht gleich ins Korn werfen. Man braucht Zähigkeit, Geduld, Offenheit und Einfühlungsvermögen, um sich und anderen in einer Selbsthilfegruppe zu helfen. Wer diese Eigenschaften nicht einbringen will (möchte) oder kann, für den ist eine Selbsthilfegruppe vermutlich nicht der richtige Weg. Selbsthilfegruppen sind kein Ersatz für eine therapeutische Behandlung durch Fachleute. Sie sind eine notwendige und sinnvolle Ergänzung. Selbsthilfegruppen sollen auch keine Leistungen im Gesundheits- und Sozialbereich einsparen helfen, die bisher von öffentlichen Trägern wahrgenommen oder finanziert wurden. Selbsthilfegruppen dürfen nicht von professionellen Helfern als Ersatz für ihre Arbeit missverstanden und eingesetzt werden.